
Digitaler Zwilling aus Schokolade: die Arven-Goldmedaille von 1952 begeistert Museumsgäste
Der Schweizerische Nationalpark Zernez wird 111 Jahre alt. Aus diesem Anlass lässt der Park seine Goldmedallie bei uns einscannen und beauftragte einen Chocolatier, einen Taler aus Schokolade daraus zu giessen, um die Eröffnung der Sonderausstellung im Nationalparkzentrum zu versüssen.
Ein Hauch von Geschichte – konserviert durch 3D-Scan und veredelt in Schokolade
Für die Sonderausstellung «immer wilder – Bildpaare erzählen vom Wandel im Schweizerischen Nationalpark», welche im Nationalparkzentrum in Zernez bis im März 2027 gezeigt wird, durften wir ein besonderes historisches Objekt digitalisieren: eine Goldmedaille aus dem Jahr 1952. Diese Medaille wurde zur 300-jährigen Unabhängigkeit des Unterengadins von den Habsburgern geprägt und zeigt eine speziell gewachsene Arve im Nationalpark – ein Symbol für den Widerstand und die Ausdauer der Unterengadinerinnen und Unterengadiner.
Der Scanprozess
Die Originalmedaille wurde in unserer Werkstatt mit dem Artec Spider hochauflösend gescannt. Der Artec Spider ermöglicht die Erstellung präziser 3D-Modelle, insbesondere bei feinen Strukturen und kleinen Objekten.
Der Scan lieferte ein echtes Tiefenbild – ein hochgenaues, schwarz-weisses Abbild der Oberfläche, das die feinen Höhenunterschiede und Details der Prägung gut wiedergibt. Eine Herausforderung war der Glanz der Medaille. Ein Antiglanz-Spray minderte diesen zwar, überdeckte jedoch die filigranen Strukturen der Arve. Für das Vorhaben erwies sich diese Lösung dennoch als überzeugend.
”«Es war ein kleines Abenteuer, bis wir den Schoggitaler gerade noch rechtzeitig zur Vernissage in den Händen halten konnten: Vom Aufstöbern der Medaille bei einem Numismatiker, über das Klären der Urheberrechte, zwei misslungenen Scan-Versuchen, dem prompten Scannen durch Faigle3D (die Zürcher Kantonsarchäologie hat uns auf die richtige Fährte gebracht), der akribischen Bearbeitung des Grafikers bis hin zur raschen Herstellung beim Chocolatier.»
Tamara EstermannMitarbeiterin des Schweizerischen Nationalparks & Kuratorin der Sonderausstellung
Vom 3D-Scan zum Schokoladen-Taler
Auf Basis des digitalen Modells wurde ein Fertigungsprozess gestartet:
- Überarbeitung des Tiefenbildes: Bearbeitung und Optimierung der Scan-Daten in Photoshop durch Faigle3D sowie einen Grafiker.
- Tiefziehverfahren: Erstellung einer Negativform aus Kunststoff durch einen regionalen Chocolatier, indem eine dünne Folie über das digitale Relief gezogen wurde.
- Schokoladenherstellung: In diese Negativform goss der Chocolatier flüssige Schokolade. Das Resultat: eine originalgetreue Schokoladenmedaille.
Ein süsses Detail für Museumsgäste
Der daraus entstandene «Gold-Schoggitaler» wurde an der Vernissage am 20. März 2025 sowie zu besonderen Nationalpark-Anlässen als charmantes Give-away verteilt – eine essbare Hommage an das Zusammenspiel von Naturgeschichte, Digitalisierung und Handwerkskunst.
Wir freuen uns, mit unserem Beitrag ein kleines Stück Vergangenheit ins Heute gebracht zu haben – und das auf eine Weise, die man sehen, fühlen und sogar schmecken kann.